#9 – Markus Steilemann: Herausforderungen und Zukunftsperspektiven der Chemieindustrie in Deutschland und Europa
Shownotes
Über eines waren sich die beiden Diskutanten einig: Die Herausforderungen für die deutsche Chemieindustrie waren und sind groß. Hohe Energiepreise, starke Regulierung, viele gleichzeitige Transformationsvorhaben, internationale Nachfrageschwäche – das belastet viele Unternehmen stark. Deshalb sei es nun notwendig, die anstehenden Projekte zu priorisieren, erklärte VCI-Präsident Markus Steilemann. „Es ist dabei unerheblich, ob wir erst elektrifizieren wollen oder erst CO2-freier werden. Wichtig ist, dass man sich ein Thema konkret vornimmt und vom Ende her denkt“, sagte er. Ähnlich argumentierte der IGBCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis : Deutschland leide „unter der schrecklichen Untugend, alles gleichzeitig erledigen zu wollen“, sagte er. Die Politik müsse nun entscheiden, was als erstes angegangen werden müsse. „Ein bisschen mehr Pragmatismus an dieser Stelle wäre sehr wünschenswert.“ Denn: „Wenn wir alle Probleme kombinieren und gleichzeitig angehen, können wir relativ sicher sein, dass es schwierig wird“, so Vassiliadis. Steilemann regte bei dem Kompass-Talk unter dem Motto: „Herausforderungen und Zukunftsperspektiven der Chemieindustrie in Deutschland und Europa“ an, bestimmte Probleme sinnvollerweise europaweit anzugehen. „Nationalstaaten sind bei den Themen, die wir zu lösen haben, nicht wirkmächtig genug und einfach zu klein. Auf europäischer Ebene denken ist deshalb ein wichtiger Ansatz.“ Der VCI-Präsident erklärte außerdem, dass viele Betriebe unter der überbordenden Bürokratie zu leiden hätten. Es gebe Auswüchse, die in die falsche Richtung gehen würden: „Sie bedeuten Mehrarbeit für die Unternehmen, helfen aber nicht dabei, wettbewerbsfähiger zu werden, mehr zu verkaufen oder die Standortkosten zu senken.“ Allerdings, so erklärte er auch, seien Regulierungen per se „nicht gut oder schlecht“, sie würden ja auch die Sicherheit bieten, dass man wisse, wie Dinge laufen. „Regulierungen können aber gut oder schlecht gemacht sein“, sagte er. Mit Blick auf den Standort Deutschland erklärte IGBCE-Chef Vassiliadis , dass es trotz aller Probleme viel gebe, das gut funktioniere hierzulande. „Das ist ein ziemlich cooles Land, wir haben einen ziemlich coolen Sozialstaat, wir haben ziemlich gute Tarifverträge, wir haben gute Arbeit, gute Leute und gute Unternehmen. Das bedeutet nicht automatisch Erfolg und eine goldene Zukunft. Aber die Bedingungen sind alle da. Damit das so bleibt, muss jetzt allerdings einiges passieren.“